Sekte

Sekte
Sek|te ['zɛktə], die; -, -n (meist abwertend):
kleinere Gemeinschaft, die auf meist radikale Weise religionsähnliche Grundsätze vertritt, die nicht den ethischen Normen der Gesellschaft entsprechen:
der Großteil der Sekte hatte kollektiven Selbstmord begangen.

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Sẹk|te 〈f. 19kleine relig. Gemeinschaft, die sich von einer großen Glaubensgemeinschaft losgelöst hat [<mhd. secte <mlat. secta „befolgter Grundsatz; Denkweise; Partei; philosoph. Lehre“; zu lat. sequi „folgen“]

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Sẹk|te , die; -, -n [mhd. secte < spätlat. secta = philosophische Lehre; Sekte; befolgter Grundsatz, wohl zu lat. sequi (2. Part.: secutum) = folgen]:
1. (veraltend) kleinere Glaubensgemeinschaft, die sich von einer größeren Religionsgemeinschaft, einer Kirche abgespalten hat, weil sie andere Positionen als die ursprüngliche Gemeinschaft betont, hervorhebt:
eine buddhistische S.;
eine S. gründen.
2. (meist abwertend) kleinere Gemeinschaft, die in meist radikaler, einseitiger Weise bestimmte Ideologien od. religionsähnliche Grundsätze vertritt, die nicht den ethischen Grundwerten der Gesellschaft entsprechen:
in einer S. sein;
eine S. verlassen.

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Sekte
 
[mittelhochdeutsch secte, von spätlateinisch secta »philosophische Lehre«, »Richtung«, »Schule«; »befolgter Grundsatz«, zu lateinisch sequi, »nachfolgen«], ursprünglich neutrale Bezeichnung einer (philosophischen, religiösen oder politischen) Richtung oder »Gefolgschaft«, heute meist negativ wertende Bezeichnung einer Gemeinschaft. Die Problematik des Sektenbegriffs liegt darin, dass er auf zwei unterschiedlichen Ebenen benutzt wird. Im theologischen Sprachgebrauch (v. a. der christlichen Großkirchen) beschreibt er die Abspaltung von einer Mutterreligion: Aufgrund neuer Offenbarungsquellen oder der Überbewertung einzelner Glaubensaspekte beansprucht eine Gruppe für sich, den einzig wahren Weg zum Heil, zur Erlösung oder zum Glück des Menschen zu kennen. In der Umgangssprache wird als Sekte in der Regel eine Gruppe bezeichnet, deren Mitglieder »fanatisch«, d. h. in einem sehr hohen Grad ideologisiert, allein die eigene Weltsicht gelten lassen, womit allerdings auch nichtreligiöse Gruppierungen in den Sektenbegriff einbezogen werden. Für die Definition des mit dem Phänomen Sekte verbundenen Sachverhaltes hilfreicher ist die Verwendung von sektiererisch, das Haltungen beschreibt, die eine Gemeinschaft zur Sekte werden lassen: die kompromisslose Fixierung auf das eigene religiöse beziehungsweise ideologische Lehrsystem (Fanatismus), darauf aufbauend die Postulierung religiöser beziehungsweise ideologischer Absolutheitsansprüche mit universellem Geltungsanspruch, damit verbunden die Unfähigkeit und der Unwille, anders Denkenden und »Abtrünnigen« (Aussteigern, Dissidenten) wahrheitsrelevante Erkenntnisse zuzubilligen (Intoleranz) und in der Regel ein ausgeprägter, Nichtmitglieder strikt ausgrenzender Gruppenegoismus.
 
Wegen seines negativen Beiklangs hat man (v. a. in der Religionswissenschaft) das Wort »Sekte« durch neutrale Bezeichnungen ersetzt (religiöse Sondergemeinschaften, neue Religionen).
 
 
H. Stamm: Sekten. Im Bann von Sucht u. Macht (Zürich 1995);
 H. Hemminger: Was ist eine S.? (21996).

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Sẹk|te, die; -, -n [mhd. secte < spätlat. secta = philosophische Lehre; Sekte; befolgter Grundsatz, wohl zu lat. sequi (2. Part.: secutum) = folgen]: 1. (veraltend) kleinere Glaubensgemeinschaft, die sich von einer größeren Religionsgemeinschaft, einer Kirche abgespalten hat, weil sie andere Positionen als die ursprüngliche Gemeinschaft betont, hervorhebt: eine christliche, koptische, buddhistische S.; eine S. gründen; Der Vater, der nicht in die Kirche kam und vielleicht einer der verrückten -n angehörte (Wiechert, Jeromin-Kinder 51); Jesus gehörte zur jüdischen S. der Essener (Woche 4. 4. 97, 27); Ü Der Frühmarxismus war als die Lehre einer kleinen „kommunistischen“ S. ... ohne Einfluss ... geblieben (Fraenkel, Staat 192). 2. (meist abwertend) kleinere Gemeinschaft, die in meist radikaler, einseitiger Weise bestimmte Ideologien od. religionsähnliche Grundsätze vertritt, die nicht den ethischen Grundwerten der Gesellschaft entsprechen: Obwohl die umstrittensten Rechtsdenker 1989 die S. verließen (Woche 21. 3. 97, 29); die Mitglieder der S. begingen kollektiv Selbstmord.

Universal-Lexikon. 2012.

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